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Egoload - Zielstrebiger Realist

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Eine Straße in Schottland


Robert Skuppin, Volker Wieprecht
Das Lexikon der verschwundenen Dinge


Florence Hervé
Frauen und das Meer

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Man sieht sich immer 2 Mal im Leben

Ich erinnere mich noch gut an mein 1. Vorstellungsgespräch. Aufgewachsen in einer Familie, in der es nicht darum ging, eigene Wünsche und Ideen zu entwickeln, sondern der Vernunft und der Erfahrung meiner Eltern zu gehorchen, hatte ich mich bei Banken, Versicherungen und der Stadt beworben, weil es lt. meinem Vater dort die Stellen gab, in denen man für viel Geld wenig tun mußte und wo die Jobs sicher waren, solange man keine goldenen Löffel klaute.

Im August 1982 bekam ich die Einladung zum Gespräch bei einer Großbank. Ich sah mich mit meinen knapp 16 Jahren einem ziemlich einschüchternden Gremium von 6 Schlipsträgern gegenüber, dem neben 3 Direktoren u.a. der Personalleiter Herr S. und sein junger und sehr engagierter Vertreter Herr B. angehörten.
Herr S. war für mich ein altersloser ( zu dem Zeitpunkt muß er ca. 40 gewesen sein ) und zurückhaltender Mann, der nicht nur aufgrund seiner geringen Körpergröße und seines grauen Anzuges eher unscheinbar wirkte. das Interview dauerte ca. eine Stunde und ich weiß noch, dass mir insbes. 2 der Direktoren das Gefühl gaben, mich irgendwie "auf dem Kieker" zu haben. Erst zum Ende des Gespräches mischte sich Herr S. ein. Mit eher leiser Stimme formulierte er einfühlsam seine Fragen und seine Augen schauten aufmerksam und gütig zugleich. Ich ging mit sehr gemischten Gefühlen aus diesem Gespräch und der Satz "Sie hören von uns" hinterließ nicht wirklich die Hoffnung auf eine Zusage.

Am Nikolaustag 1982, ich hatte im Monat zuvor einen Ausbildungsvertrag bei der *parkasse unterschrieben, bekam ich dann gänzlich unerwartet die Zusage und so begann ich im Sommer 1983 dort meine Ausbildung zur Bankkauffrau. Leiter der Ausbildungsabteilung war damals der stv. Personalleiter Herr B., der aber aufgrund seiner mangelnden menschlichen Qualifikation bei uns Azubis nur mäßig ankam. Herr S. hingegen lebte den Spruch "Meine Tür steht immer für Sie auf" und hatte immer ein offenes Ohr für unsere Probleme, auch für die, die über die Bank hinausgingen.

Zum Ende der Ausbildung durfte jeder Azubi einen Wunsch äußern, wo er nach der Ausbildung eingesetzt werden wollte. Ich wurde als Letzte zum Gespräch zu Herrn S. gebeten und erfuhr von ihm, dass ich nach Bestehen meiner Prüfung in eine Filiale gehen sollte, die für ihren Leiter, Herr Sch., berüchtigt war.
Sch. war ursprünglich Polier auf dem Bau und ich weiß bis heute nicht, wie er den Weg in die Bank gefunden hat. Aber in den 60er Jahren waren solche Quereinsteiger durchaus üblich. Sch. war ein echtes Arschloch, der seine Angestellten triezte, mit Unvermögen glänzte und einen Heidenspaß daran hatte, wenn seine Mitarbeiterinnen aufgrund seiner Schikanen in Tränen ausbrachen, weshalb man auch schon seit Jahren keine Azubis mehr in die Filiale schickte.

Ausgerechnet dort sollte ich also eingesetzt werden. Herr S. beantwortete meine Frage nach der "Strafversetzung" damit, dass ich seiner Meinung nach die Einzige sei, die dort zurecht kommen könnte, weil ich mir nicht alles gefallen lassen würde, was in meinen Augen damals ein eher zweifelhaftes Kompliment war.

Ich trat also nach der Ausbildung meinen Dienst dort an und wollte nach meinem 1. Arbeitstag dort, an dem mir Leiter Sch. sein Glasauge auf seiner Handfläche präsentierte, nie wieder in die Filiale und nie wieder in die Bank. Herr S. hatte von einer Kollegin von dem Vorfall erfahren, rief mich abends zu Hause an und überzeugte mich davon, meinen Job nicht einfach hinzuschmeißen.

8 Jahre habe ich in besagter Filiale gearbeitet und das Bankgeschäft von der Pieke auf gelernt. Durch Versetzungen und Pensionierungen wurden mir ständig neue Aufgaben übertragen und ich fand mich irgendwann als Leiterin dieser Filiale wieder. Immer wieder sprach mir Herr S. Mut zu, wenn ich Angst hatte, irgend einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein und ich hatte immer das Gefühl, dass er über mich besonders wacht.
Die Bank veränderte sich in dieser Zeit gravierend. Administrative Aufgaben wurden outgescourst, Bearbeitungszentren wurden geschaffen und aus der Personalabteilung wurde das Human Ressources Management. Herr S. war zu menschlich und wurde von seinem Stv. Herr B. von seinem Platz verdrängt. Man schaffte für ihn die Stelle eines Organisationsleiters, der fortan hauptsächlich damit beschäftigt war, den zum Teil völlig unsinnigen Umbau der Filialen durch einen italienischen Designer zu unterstützen. In der Zeit verlor Herr S. nie sein Interesse an "seinen" Mitarbeitern" und auch wenn es nicht mehr seine Aufgabe war, klagten ihm viele Mitarbeiter weiterhin ihr Leid. Herr S., der sich von neuen, jüngeren und durchweg toughen Vorgesetzten mobben lassen mußte, verlor zwar an Ansehen und Gewicht, aber nie sein Lächeln.

Mit Ende 20 erkrankte ich an meiner Angststörung, was erstmals zu Ausfallzeiten in der Bank führte. Nach einer relativ langen Diagnostik fuhr ich 2 Jahre später das 1. Mal zur Kur. Herr S. war zwischenzeitlich auf irgend eine unbedeutende Position in die Hauptfiliale nach Essen versetzt worden. Eine damals übliche Vorgehensweise, mit der man versuchte, unliebsame Mitarbeiter zur eigenen Kündigung zu bewegen. In der 4. Woche in der Klinik rief mich Herr S. dort an ( keine Ahnung, woher er davon wußte ) , um sich nach meinem Befinden zu erkundigen, etwas, was keiner meiner damaligen, direkten Vorgesetzten jemals fertiggebracht hatte.

Herr S. wurde Ende der 90er in den Vorruhestand versetzt und seine Verabschiedung nach 40 Dienstjahren durch die Geschäftsleitung war eine unglaubliche Farce und trieb den Mitarbeitern die Zornesröte ins Gesicht, wie man mit einem Mann wie S. nur so umgehen konnte. Ich schrieb ihm jedes Jahr zu Weihnachten einen Brief und bekam zu meinem Geburtstag auch weiterhin seinen Anruf mit seinen Glückwünschen. Zwei Jahre später verließ auch ich die Bank und irgendwann schlief unser Kontakt ohne ersichtlichen Grund ein.

Gestern saß ich im Büro eines meiner Kunden, der u.a. für einen Verein arbeitet, der ein Kinderheim in der Nähe unterhält. Ich mußte dort anrufen, um Fragen zu einem bestehenden Auftrag zu klären und wurde unzählige Male verbunden, ehe ich bei der Sekretärin des 1. Vorsitzenden landete. Die Dame verband mich schließlich mit besagtem Mann, der sich als "mein" Herr S. aus alten Banktagen entpuppte. Ich wußte zwar, dass er schon zu Bankzeiten div. Ehrenämter inne hatte, aber ich wußte nicht, dass es um diesen Verein ging.
Die "Wiederhörensfreude" was groß und wir haben über eine Stunde miteinander telefoniert. Herr S. fährt an diesem Wochenende für 3 Wochen in den Urlaub, aber wir haben fest vereinbart, dass wir Mitte September zusammen essen gehen werden.

Ich freue mich sehr, dass es sich doch immer wieder bewahrheitet, dass man sich immer 2 Mal im Leben sieht :-)
Eveline (Gast) - 21. August, 17:19

Schön ist das, so richtig schön!!

*gänehautglattstreich*


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