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Vom inneren Schweinehund, Schwindel und Schiß

Eigentlich hatte ich mir schon im letzten Jahr vorgenommen, mich mehr zu bewegen. Einerseits unter gesundheitlichen Aspekten, denn als (eingeschränkt) rauchende und hormonell verhütende Vierzigerin, die aus unerfindlichen Gründen einen Cholesterinwert jenseits von Gut und Böse hat, ist frau sich schon der vorhandenen Risiken bewußt.

Auch die Eitelkeit spielte eine gewisse Rolle, denn mich trennen immer noch 7 überschüssige Kilo vom Idealgewicht. Kein Wunder, neige ich doch insbes. bei psychischer Belastung, die ich in den letzten Monaten zweifelsohne hatte, zum Griff nach der unwiderstehlich leckeren und tröstlichen Edelbitter-Schoki. Hinzu kommt, dass i.d.R. die Mahlzeiten, die sich schnell zubereiten lassen, für eine Gewichtsreduktion eher suboptimal sind.

Zu guter Letzt ist Bewegung für mich unter psychologischen Aspekten wichtig, um der Lähmung, die mit Angst und Depressionen in meinem Fall einhergeht, zu entrinnen.

Von meiner Jugend abgesehen, war ich leider noch nie eine Sportskanone, obwohl ich in einem Tanzsportclub und beim Eishockey in einem Verein durchaus ein gutes Körpergefühl bewiesen habe. Allerdings habe ich nie verstanden und erlebt, dass sich z.B. beim Joggen ein orgasmusähnliches Glücksgefühl einstellen soll, von dem besessene passionierte Läufer schwärmen.

Im letzten Jahr habe ich eine "Lauffreundin" gefunden, die ohne Stöcke im Gleichschritt mit mir regelmäßig eine Stunde durch den nahegelegenen Park walkte. Der "richtige" Sportler wird jetzt müde lächeln, aber für eine völlig untrainierte und leicht Übergewichtige, die aufgrund ihrer Angst schon mit einem "Ruhepuls" von ca. 100 Schlägen losgeht, ist das durchaus eine Leistung, wenn auch nach etwas anderen Maßstäben.

Nach der Winterpause, in der es natürlich ZU kalt zum Laufen war, gab es noch allerhand andere Gründe, NICHT zu walken: der innere Schweinehund war ZU laut und mächtig ( was treibt diese eingefleischten Sportler eigentlich an und wie stellen sie ihren Schweinehund ruhig ? ), das Wetter war ZU schlecht oder z.B. im April ZU heiß, ich war nach der Arbeit ZU müde, usw. Ich staune immer wieder über mich selbst, wie kreativ ich im Vermeiden sein kann ;-)

Nach langem Hin und Her war es gestern morgen so weit: nach dem morgendlichen Blick aus dem Fenster gab es wirklich überhaupt keinen Grund, NICHT zu laufen. Also bin ich trotz Atemnot, Schwindel und jeder Menge Schiß mit meiner Freundin losgegangen.
Nein, schön war es nicht und Glücksgefühl geht anders, aber es war ein kleiner Sieg....über den oft ach so übermächtigen Schweinehund....und für das manchmal unterrepräsentierte Selbstvertrauen.

Geht doch, Mo.....geht doch.....
Gerhard (Gast) - 28. Juli, 13:17

Mo, da treffen wir uns auch komischrweise.

Seit Januar gehe ich regelmässig-unregelmäsig mit einem Kumpel spazieren - meist von 21:00 bis 22:00 - egal wie das werte Befinden oder das Wetter ist.
Das Ganze findet etwa alle 12 Tage oder zwei Tage hintereinander statt.

Der innere Schweinehund darf ruhig sein. Ich verstehe aber, daß Du bzgl. Deiner Angst andere Maßstäbe anlegen musst: Geb der Angst den kleinen Finger, dann nimmt sie gleich die ganze Hand.

Veregnet-feuchtes und windig-subtropisches WE wünscht Dir Gerhard

_Mo - 28. Juli, 13:51

*lächel* Ja, es ist schon erstaunlich und schön, wieviele Gemeinsamkeiten, Leidensgenossen und/oder Gleichgesinnte man entdeckt, wenn man offen über die Dinge redet, die einen betreffen......

Ich hatte schon mehrfach das Gefühl, dass das Thema Angst für Dich nicht neu ist. Vielleicht magst Du mir ja einmal mehr über Deine direkten oder indirekten Erfahrungen berichten, hier oder unter meiner Mail-Adresse....

Auch im Pott herrscht heute eher Herbstwetter. Ein guter Anlaß, den "Ich-habe-keine-Lust-zu-putzen-Schweinehund", der schon in der vergangenen Woche den Ton angegeben hat, in die Schranken zu weisen ;-)

Liebe Grüße
Mo
Gerhard (Gast) - 30. Juli, 21:58

Tja, Mo, um auf Deine Frage zurückzukommen:
ich leide unter OCD, wie man im Amerikanischen verkürzt sagt.
Ist sicher was ganz anderes als bei Dir - aber ich kann mich ganz gut in solche Sachen einfühlen, habe ich doch selber damit zu tun. Nur ist Deine Angst "gelb", meine "blau" oder umgedreht...
vielleicht schreib ich Dir auch mal was Näheres dazu als nur solche Andeutungen.
_Mo - 30. Juli, 22:33

Lieber Gerhard,

vielen Dank für Deine Offenheit und Dein Vertrauen. Damit erklärt sich Dein Verständnis und Deine Empathie :-)

Ich kenne den Begriff, weiß aber auch um die Vielfältigkeit der OCD. Wann immer Du möchtest: Du findest meine Mail-Adr. auf der rechten Seite meines Blogs.

Liebe Grüße
Mo
Trick_17 - 28. Juli, 13:19

Kommt mir irdendwie bekannt vor...

Wie lange kämpfe ich schon gegen diesen Schweinehund, aber bisher hatte er wirklich gute Argumente. Zahnschmerzen, Kopfweh, zu warm und jetzt hat es mich im Nacken erwischt. *g*

Am Morgen.... na warte. :)))

Allerdings habe ich dieses Glücksgefühl beim Sport schon kennen gelernt, es gibt es tatsächlich. Leider dauert das, bis sich das einstellt. Erst muss man am Ende sein und wirklich körperliche Schmerzen spüren. Vielleicht komme ich noch einmal dorthin. *g*

Schönes Wochenende!

LG Evi

_Mo - 28. Juli, 13:55

Willkommen im Club ;-)

Vielleicht gehöre ich ja eher zur Weichei-Fraktion ;-) Wenn körperliche Schmerzen wirklich Voraussetzung für diesen Kick sind, dann verzichte ich gern und verlege meine Ambitionen eher auf andere Gebiete ;-)

Dir auch ein schönes Wochenende, liebe Evi, und vor allem gute Besserung ! :-)
Gerhard (Gast) - 28. Juli, 23:30

Shake your ass!

Noch etwas, Mo. Wenn Du abnehmen willst, dann versuch doch das: nLeg Dir irgendeine fetige Musik auf, irgendetwas rhythmuslastiges: Funk, Techno, Dance oder sonst irgendwas ...und tanz dazu. Das entspannt, lässt Pfunde schwinden, macht Spaß und braucht keine Vorbereitung.

Zum anderen kommt noch irgendwann irgendwas.

_Mo - 29. Juli, 14:17

*grins* Ein schönes Motto für die nächsten Wochen, vielen Dank......wobei ich mit dieser speziellen Körperpartie die wenigsten "Probleme" habe ;-)
Falk (Gast) - 29. Juli, 18:49

Das erste, was mir beim Lesen Deines Beitrags ein bisschen aufgestoßen ist, ist die Aussage "7 überschüssige Kilo vom Idealgewicht". Das lässt mich doch etwas skeptisch werden, was ein wirkliches Übergewicht anbelangt ;-) ... Jemand mit einem Alter um die 40 sollte einen BMI von 21 bis 26 haben. Was für Dich ein Idealgewicht ist, weiß ich nicht. Wenn ich mal annehme, Du zielst auf einem BMI von 24 ab, dann wäre es bei einer Körpergröße von 160 bis 170 cm ein Körpergewicht von 65 kg. Bei 7 kg mehr wäre der BMI immer noch nur bei 26, also an der Grenze zum leichten Übergewicht. Dies erst mal als Ausgangspunkt ;-)

Ich würde das mit dem Gewicht und mit dem Bewegungsmangel zunächst einmal getrennt voneinander betrachten. Jemand kann durchaus Normalgewicht aufweisen, aufgrund von Bewegungsmangel aber einerseits körperliche Beschwerden aufweisen aber auch psychische Beschwerden, z.B. Depressionen, die damit zusammenhängen können, dass positive Reize fehlen. Umgekehrt kann jemand wirklich Dickes durchaus gesund und glücklich sein, weil er sich auch viel bewegt und z.B. viel unter Leuten ist.

Es gibt natürlich für jeden Dinge, die einem mehr oder weniger Spaß machen, wo man sich überwinden muss oder es einem auch ganz leicht fällt, sich auf diesem Gebiet zu betätigen. Du schreibst, dass Du bestimmte Dinge früher gerne getan hast. Kannst Du Dir vorstellen, daran noch mal anzuknüpfen?

LG,
Falk

_Mo - 29. Juli, 21:07

Lieber Falk,

wie ich selbst geschrieben habe, habe ich leichtes Übergewicht ( BMI 26,67 ). Unter "Idealgewicht" verstehe ich immer noch die alte Broca-Formel Körpergröße - 100, wobei ich nicht auf 1-2 Kilo festgelegt bin. Unabhängig davon, dass es mittlerweile andere Masseinheiten wie z.B. den BMI gibt, ist das das Gewicht, mit dem ich mich wohlfühle und bedenkenlos Röcke anziehe, die auch über dem Knie enden ;-)

Und nein, ich werde sicher kein Senioren-Eishockey spielen ;-) Aber danke, für Deine Anregung :-)

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