Oma und Brokatdamast
Wie ich schon geschrieben habe, habe ich nicht sehr viele Erinnerungen an meine Kindheit. Andererseits gibt es Momente/Ereignisse/Situationen aus der Zeit, die ich ganz klar vor Augen habe:
Da meine Mutter ein Waisenkind war und mein Großvater väterlicherseits sehr früh verstorben ist, durfte/konnte ich nur eine Oma in meinem Leben kennenlernen. Oma Margarethe war klein und drahtig und hat Zeit ihres Lebens viel gearbeitet. Nach dem frühen Tod ihres Mannes hat sie beim letzten Bombenangriff des 2. Weltkrieges über Dortmund 3 ihrer 4 Kinder-, ihre 2 Brüder und div. andere Verwandte verloren. Von da ab war ihr einziges Lebensziel, meinen Vater irgendwie "durchzubringen". Für mich und meine Generation ist es wohl nicht vorstellbar, was die Menschen in der Zeit ihres unermesslichen Leids ausgehalten-, und geleistet haben.
Von klein auf hat Oma mir immer ihren Wäscheschrank gezeigt. Darin türmten sich Bettwäsche und Handtücher und ich vergesse nie ihre Worte: "Das ist alles für Deine Aussteuer". Ich konnte mit diesem Begriff nicht wirklich viel anfangen, Bettwäsche fand ich zu dem Zeitpunkt völlig uninteressant, erst Recht, wenn ich darauf noch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag meiner Hochzeit warten sollte.
Die Jahre vergingen, meine Oma verstarb 1999, den Mann fürs Leben hatte ich bis dahin auch nicht gefunden und Omas Wäscheschrank geriet völlig in Vergessenheit. Bis Anfang diesen Jahres, als ich meiner Mutter beim Kellerentrümpeln geholfen habe. Wir fanden noch einige Umzugskartons voller Dinge aus dem Nachlaß meiner Großmutter, u.a. einen Karton voll besagter Bettwäsche. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich unser Fund als feinster, durchweg weißer Brokatdamast, mal mit floralen Ornamenten, mal kariert oder gestreift. Das strahlende persilweiß hatte im Laufe der Jahre etwas gelitten und vor allem die Falten waren etwas angegilbt, was auch nach 2fachem Waschen nicht gänzlich verschwand.
Obwohl der Batikwahn der späten 70er völlig an mir vorübergegangen ist und ich auch sonst keine Ambitionen auf diesem Gebiet hatte, kam ich auf die Idee, die Bettwäsche einzufärben, um sie so evtl. vor der Mülltonne zu retten.
Und was soll ich sagen: Die ersten 3 Garnituren habe ich am vergangenen Wochenende mit meiner Mutter gefärbt und wir sind vom Ergebnis völlig aus dem Häuschen. Den Gilb sieht man nicht mehr und die Ornamente kommen jetzt erst ( besonders in sonnengelb und lichtrot) so richtig gut zur Geltung ( auf dem Foto leider nicht so wirklich )
Ich habe mal aus Spaß nach Brokatdamast gegoogelt. Mal abgesehen davon, dass dieses Material heute nicht mehr häufig verwendet wird, haben mir die Preise dafür fast die Sprache verschlagen.
Also schlafe ich nun, fast wie eine Prinzessin, in feinsten Laken, die erst jetzt nach 25-30 Jahren erstmals ihre Bestimmung erfüllen ( ich benutze sie jetzt schon, auch wenn ich immer noch nicht verheiratet bin ;-) ) und die etwas verspätet die Wertschätzung erfahren, die ihnen gebührt.
Danke Oma :-)
Nachtrag 07.07.07:
Das Ergebnis meiner 2. Färbeaktion mit einem Dank an Kitty für die Farbberatung :-)
Da meine Mutter ein Waisenkind war und mein Großvater väterlicherseits sehr früh verstorben ist, durfte/konnte ich nur eine Oma in meinem Leben kennenlernen. Oma Margarethe war klein und drahtig und hat Zeit ihres Lebens viel gearbeitet. Nach dem frühen Tod ihres Mannes hat sie beim letzten Bombenangriff des 2. Weltkrieges über Dortmund 3 ihrer 4 Kinder-, ihre 2 Brüder und div. andere Verwandte verloren. Von da ab war ihr einziges Lebensziel, meinen Vater irgendwie "durchzubringen". Für mich und meine Generation ist es wohl nicht vorstellbar, was die Menschen in der Zeit ihres unermesslichen Leids ausgehalten-, und geleistet haben.
Von klein auf hat Oma mir immer ihren Wäscheschrank gezeigt. Darin türmten sich Bettwäsche und Handtücher und ich vergesse nie ihre Worte: "Das ist alles für Deine Aussteuer". Ich konnte mit diesem Begriff nicht wirklich viel anfangen, Bettwäsche fand ich zu dem Zeitpunkt völlig uninteressant, erst Recht, wenn ich darauf noch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag meiner Hochzeit warten sollte.
Die Jahre vergingen, meine Oma verstarb 1999, den Mann fürs Leben hatte ich bis dahin auch nicht gefunden und Omas Wäscheschrank geriet völlig in Vergessenheit. Bis Anfang diesen Jahres, als ich meiner Mutter beim Kellerentrümpeln geholfen habe. Wir fanden noch einige Umzugskartons voller Dinge aus dem Nachlaß meiner Großmutter, u.a. einen Karton voll besagter Bettwäsche. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich unser Fund als feinster, durchweg weißer Brokatdamast, mal mit floralen Ornamenten, mal kariert oder gestreift. Das strahlende persilweiß hatte im Laufe der Jahre etwas gelitten und vor allem die Falten waren etwas angegilbt, was auch nach 2fachem Waschen nicht gänzlich verschwand.
Obwohl der Batikwahn der späten 70er völlig an mir vorübergegangen ist und ich auch sonst keine Ambitionen auf diesem Gebiet hatte, kam ich auf die Idee, die Bettwäsche einzufärben, um sie so evtl. vor der Mülltonne zu retten.
Und was soll ich sagen: Die ersten 3 Garnituren habe ich am vergangenen Wochenende mit meiner Mutter gefärbt und wir sind vom Ergebnis völlig aus dem Häuschen. Den Gilb sieht man nicht mehr und die Ornamente kommen jetzt erst ( besonders in sonnengelb und lichtrot) so richtig gut zur Geltung ( auf dem Foto leider nicht so wirklich )
Ich habe mal aus Spaß nach Brokatdamast gegoogelt. Mal abgesehen davon, dass dieses Material heute nicht mehr häufig verwendet wird, haben mir die Preise dafür fast die Sprache verschlagen.
Also schlafe ich nun, fast wie eine Prinzessin, in feinsten Laken, die erst jetzt nach 25-30 Jahren erstmals ihre Bestimmung erfüllen ( ich benutze sie jetzt schon, auch wenn ich immer noch nicht verheiratet bin ;-) ) und die etwas verspätet die Wertschätzung erfahren, die ihnen gebührt.
Danke Oma :-)
Nachtrag 07.07.07:
Das Ergebnis meiner 2. Färbeaktion mit einem Dank an Kitty für die Farbberatung :-)
_Mo - 19. Juni, 17:45
Eine schöne Geschichte ;-)
LG Evi
Strahlendweiß