Die Geschichte auf dem Buchrücken klang nett:
"Vier Monate waren wir Mr. und Mrs. Happy. Drei Wochen nicht mehr ganz so happy. Und heute morgen mutierte Er zu >Es liegt nicht an Dir< und Sie zu >Aber du hast doch gesagt, du liebst mich< "
Genau der richtige Lesestoff für entspannte Stunden am Strand. Ein Buch, das frau nebenbei ohne viel Nachdenken liest und das sie in dem Moment vergißt, in dem sie die letzte Seite zuschlägt.
Und dann kommt es doch mal wieder anders, als ich dachte: Bei allem Schmunzeln über die Wirren, die Mrs. Unhappy nach besagtem Abend auf der Suche nach dem Glück durchlebt, rührt mich die zentrale Frage "Was kann ich tun, um glücklich zu werden" irgendwie irgendwo an.
Den ganzen, sommerlich heißen April über habe ich davon geträumt, am Strand zu sein. Jetzt bin ich hier, aber glücklich FÜHLE ich mich irgendwie nicht. Wie denn auch, wenn in mir Trauer und Verzweiflung um die Wette schreien ?? !!
Also lümmel ich mit dem Blick auf das Meer auf dem Bett, das aufgeschlagene Buch auf meinem Bauch und überlege, was mir zum Glück eigentlich fehlt oder was Glück für mich ausmacht. Die Glücks-Liste in meinem Kopf wächst langsam, je intensiver und länger ich darüber nachdenke.
Einen Teil meines Glücks machen auf jeden Fall die Dinge aus, die keine Selbstverständlichkeit sind und die dadurch zu etwas Besonderem werden, wie z.B. ein verregneter Herbsttag mit Essen und einem Buch komplett im Bett zu verbringen...oder wie einige wenige, handverlesene Freunde, die zwar nicht immer greifbar nah sind, aber stets ein offenes Ohr haben.
Nach längerem Nachdenken stelle ich fest, dass es durchaus Glück in meinem Leben gibt. Vielleicht nicht himmelhoch und jauchzend, nicht mit Pauken und Trompeten und schon gar nicht ständig und immerwährend.
Ich glaube, meine Glücksmomente sind eher klein, leise und zum Teil tief in mir verborgen, während mein Unglück und meine Traurigkeit mir groß, laut und sehr präsent erscheinen. Aber was kann das Glück dafür, dass ich auf manchem Ohr taub zu sein scheine ?
Am nächsten Tag sitzen wir auf der Terasse der Strandbar in der Sonne. Es ist ziemlich windig und das Meer rollt mit Macht und Getöse an den Strand, aber unser windgeschützter Platz lädt zum Sonnenbad ein. Ich ziehe den Pullover aus, schließe die Augen und nach einer Weile stelle ich fest, dass die Schreie in mir nicht mehr so laut sind.
Ich kann hier sitzen, im Vergleich zu unserem letzten Besuch hier sogar relativ entspannt. Ich höre, wie die Möwen schreien und die Brandung an den Strand rollt. Und ich muß Dich nicht hören, um zu wissen, dass meine beste Freundin direkt neben mir sitzt, die mit mir nicht nur durch den Sand-, sondern auch durch Dick und Dünn geht. DAS ist Glück für mich und in diesem Moment kann ich es sogar ganz deutlich FÜHLEN !
Zurück zu Hause liegt die Urlaubslektüre ausgelesen und fast vergessen im Regal. Vergessen bis zu dem Moment, als ich heute morgen
diesen Deinen Blogbeitrag gelesen habe.
Übrigens hatte ich gerade eben Glück: ich kam vollbepackt mit meinen Einkäufen nach Hause und just in dem Moment, als ich die Haustür aufschloß, tat der Himmel seine Schleusen auf und ich kam so gerade trockenen Fußes ins Haus.
Trotzdem blieb dieses kleine Glück nur ein kurzer, flüchtiger Gedanke, GEFÜHLT habe ich es nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich kurz vorher auf dem Friedhof war und so die lauten Stimmen in mir wieder übermächtig waren.....
Es scheint mir eine komplizierte Sache zu sein, dieses Ding mit dem Glück......oder mit mir !!! ???
Aber eins weiß UND fühle ich genau: Deine Freundschaft ist für mich ein großer Glücksfall und ich bin unendlich dankbar dafür, dass es Dich gibt !